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Kunst


Ein Frühlingstag am Südparkteich


von Dirk Hoffmann
Endlich wieder Fahrrad fahren. Wie lange hatte ich darauf gewartet? Glücklich saß ich auf meinem Mountainbike und trat kräftig in die Pedalen. Der Winter war vorüber, es wurde wärmer und die Blumen begannen zu blühen. Die ansteigenden Temperaturen zogen mich nach draußen. Auf meinem Rücken trug ich meine Malausrüstung. Nach langer Zeit war es mir wieder möglich, unter freiem Himmel zu malen. Als Motiv hatte ich mir bereits den schönen, von Bäumen umstandenen, Teich im Südpark ausgesucht. Ich genoss die Fahrt im Sonnenschein ausgiebig. Eine halbe Stunde nach dem ich zu Hause abgefahren war, erreichte ich bereits den Park, wenig später stand ich am Ufer des Teiches. Für ein paar Minuten sog ich den Anblick des Teiches und die wohltuende Atmosphäre in mich ein.
Um die richtige Stelle zu finden schob ich mein Fahrrad eine Runde um das kleine Gewässer. Überall flatterten und schwammen Wildenten und Wildgänse. Einige Menschen lagen hier und da mit Decken auf der Wiese, um sich zu sonnen. Ein Hund brachte mir ein Stöckchen. Wollte der etwa mit mir Stock werfen spielen? Sein Frauchen hatte wohl keine Lust, sie rief nur: „Heute nicht! Komm!“ Dem Hund blieb nichts weiter übrig, als hinter ihr herzulaufen. Wäre sicher lustig gewesen mit ihm zu spielen.
Es dauerte nicht lange, den geeigneten Ort zu finden. Ich wählte eine Bank, von der aus ich den größten Teil des Teiches überblicken konnte. Zunächst knipste ich ein Foto mit meinem Smartphone, damit ließ sich später gut dokumentieren, was auf dem Bild zu sehen war. Anschließend nahm ich auf der Bank Platz, kramte Block und Bleistift heraus und begann zu zeichnen. Die fein aufgereihten Steinplatten am Ufer fielen mir relativ leicht. Den Teich in seiner ganzen Größe in korrekter Bildtiefe zu zeichnen verlangte mir schon mehr ab. Erst im vierten Anlauf war ich halbwegs zufrieden. Am gegenüberliegenden Ufer saß inzwischen ein Angler. Für einen Moment dachte ich darüber nach, was der wohl zu angeln hoffte. Eines war sicher, er würde mein Bild beleben. Ich beschloss, ihn später hinein zu malen. Im Augenblick hielt ich es für sinnvoller, mich erst einmal mit den Bäumen zu beschäftigen, deutete sie allerdings nur ein wenig an, um sie im nächsten Schritt mit den Pastellkreiden deutlich darstellen zu können.

ONsüd-Bild: Dirk Hoffmann

Die Zeit verging. Allmählich verspürte ich etwas Hunger. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich bereits seit über vier Stunden zeichnete. Ich betrachtete mein Werk und fragte mich, wie lange ich noch dort sitzen wollte. Es fehlte noch die Spiegelung der Bäume im Wasser, die Tiere sollten ebenfalls noch in die Landschaft gezeichnet werden. Das Farbliche würde ich mit Hilfe des Fotos zu Hause am Schreibtisch besorgen können. Ich deutete schließlich nur noch die Spiegelung an.
Auf dem Heimweg versuchte ich, mir das fertige Bild vorzustellen. Wie würde es wohl aussehen? Ich freute mich darauf, mein Werk zu vollenden.
In meiner Wohnung angekommen, versorgte ich meine Katze mit ein paar Streicheleinheiten und einer kleinen Knabberei, verspeiste eilig ein Butterbrot mit Käse und setzte mich mit meiner Skizze an den Schreibtisch. Das angefangene Bild lachte mich an. Nach einem kurzen Blick auf die Aufnahme im Smartphone griff ich zu meinen Pastellkreiden. Meine Hände schienen selbstständig zu arbeiten. Um meinen Teich herum entstanden saftig grüne Wiesen. Die Bäume ergrünten in herrlicher Pracht. Auch die Magnolie in der Mitte bekam ihren leuchtenden Glanz. Ein strahlend blauer Himmel krönte alles. Selbst die Spiegelung der Bäume im Teich gelang von ganz allein. Als letztlich auch die Enten und Gänse den Teich bevölkerten, platze ich fast vor Stolz. Auch der Angler fand noch seinen Platz, eine Wildgans setzte ich noch vorne auf die Steinplatten. Den Abschluss bildete der Hund mit seinem Knochen. Alles war fertig. Ein leichter Zweifel erfüllte mich. Hatte ich das wirklich gemalt? Meine Initialen schrieb ich trotzdem mit Freude unten in die Ecke.
Müde sah ich aus dem Fenster und stellte fest, dass es bereits dunkel geworden war. Ein schöner, erfolgreicher Tag strebte seinem Ende zu. Zufrieden zog ich das Rollo herunter und legte mich auf mein Sofa. Noch ein wenig lesen und dann schlafen. Meine Katze setze sich vor mich und sah mich an. „Hast du jetzt endlich Zeit für mich?“, schien sie zu fragen.
Am folgenden Morgen beschloss ich, noch einmal in den Südpark zu fahren, um mein Gemälde mit dem Originalschauplatz zu vergleichen. Dort angekommen sah ich, dass ich es gut getroffen hatte. Ich blickte auf den Teich und überlegte, wo ich mein nächstes Motiv finden würde.
Das sieht aber gut aus“, sagte eine unbekannte Stimme.
Ein alter Mann war neben mir aufgetaucht und betrachtete das Bild in meiner Hand.
Danke“, antwortete ich verdutzt.
Nur weiter so“, meinte er, lächelte freundlich und ging weiter.

Ich setzte mich auf die Bank vom Vortag und genoss die Sonne. Jetzt wusste ich endgültig, dass mein Bild gelungen war.


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